Potsdam in Farbe
Als die ersten Photochrom-Drucke Ende der 1880er Jahre auf den Markt kamen, war die Begeisterung groß. Endlich, so schien es, konnte man Fotografien auch in Farbe herstellen. Das glaubte jedenfalls der Journalist der Neuen Züricher Zeitung, der 1889 über diese Erfindung berichtete: „Mit der Wiedergabe der Farbentöne hat die Photographie erst volle Naturwahrheit gewonnen; das photographische Bild ist fortan keine mumienhafte Schattenzeichnung mehr, sondern es hat das warme Leben der Wirklichkeit erlangt.“
Diese enthusiastische Beschreibung hatte einen gravierenden Mangel: Sie stimmte nicht. Bei den Photochrom-Drucken handelte es sich keineswegs um Farbfotografien. Es war ein bei Orell Füssli in Zürich entwickelter Steindruck, bei dem mittels eines komplizierten Verfahrens aus einem Schwarz-Weiß-Bild ein farbiger Abzug entstand.
Neben einer Vielzahl von Ansichtskarten sind lediglich 19 größerformatige Photochrom-Drucke von Potsdam bekannt, von denen zehn Motive zusammen mit drei kolorierten Mittelformat-Dias im vorliegenden Kalender versammelt sind. Ihre Faszination haben die Aufnahmen von damals bis heute nicht verloren – im Gegenteil: Die Bilder geben einen Eindruck von Potsdam um 1900.